Gleich treffe ich mich mit Freunden auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Nein, Angst habe ich nicht, aber es ist anders. Wie könnte man unbeschwert an einem ähnlichen Ort stehen, wie der, an dem in Berlin Menschen starben und verletzt wurden? Wie könnte man nicht mitfühlen und mittrauern? Und sicher tragen wir alle in den nächsten Tagen auf Weihnachtsmärkten eine gehörige Portion Skepsis mit uns: wie sicher ist es hier, kann auch hier etwas passieren?

Das haben die Täter geschafft, wer auch immer es war: Unsicherheit verbreiten und Misstrauen säen. Genau so wie in Paris, in Nizza und in Istanbul. Sie haben uns mitten ins Herz getroffen, ins Herz des christlichen Abendlandes: mitten in einen traditionellen Weihnachtsmarkt an einer historischen Kirche. Und in die Herzen von Familien, die um ihre Liebsten sorgen oder gar trauern.

Wenn aber das Ziel sein soll, dass ich mit Hass und Ausgrenzung reagiere, dann will ich mich nicht treffen lassen. Ich will mich nicht anstecken lassen von herzlosen Vergeltungsideen oder unbarmherzigen Über-einen-Kamm-scheren von Menschen. Ja, wir sind getroffen und betroffen. Umso mehr will ich mich treffen lassen von der weihnachtlichen Botschaft vom Frieden auf Erden, vom Sieg der Ohnmacht. Von der Hoffnung, dass die Liebe größer ist. Nicht im Sinne von: ja, das wird schon. Sondern weil es die einzige Chance ist, menschlich miteinander zu leben. Und deshalb feiere ich Weihnachten. Auch gleich auf dem Weihnachtsmarkt.

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